Gutmütig, gelassen, sanft und leistungsstark sind nur einige Attribute, die auf das Norwegische Fjordpferd zutreffen. Der kräftige Allrounder war nicht nur bei den Wikingern beliebt. In vielen Disziplinen und Einsatzbereichen wie der Dressur, dem Springreiten, auf Distanz- und Wanderritten, als Therapie- oder Rückepferd, ist das unkomplizierte Fjordpony zu finden. Wir verraten Dir heute, was den Norweger so beliebt macht, warum seine Mähne so besonders aussieht und worauf Du bei der Haltung und Fütterung unbedingt achten solltest.
Inhaltsverzeichnis
- Steckbrief eines Fjordpferdes
- Das Fjordpferd, seine Geschichte und Herkunft
- Aussehen: So sieht ein Norweger aus
- Charakter und typische Eigenschaften eines Fjordpferdes
- Haltung: Das braucht Dein Fjord-Pferdchen!
- Vielfalt des Norwegers: Reiten / Springen / Kutsche
- Futter: Was fressen Fjordpferde?
- Pflege und Gesundheit, typische Krankheiten und Lebenserwartung
- Kosten: Kaufpreis und Haltungskosten
Steckbrief eines Fjordpferdes
Lass uns mit einer kleinen Übersicht beginnen, anhand der Du das großartige Pferdchen in unserem Porträt besser kennenlernen kannst:
Name | Norwegisches Fjordpferd, Fjordpferd, Norweger, Norweger Pferd, Fjordinger, Fjordpony, Vestlandshest, Vestlandshest-Pferd |
Ursprung | Norwegen |
Typ | Warmblut |
Verbreitung | Norwegen, Deutschland, Dänemark, Westeuropa |
Stockmaß | 135 - 150 cm |
Gewicht | ca. 400 - 500 kg |
Farben | Falben |
Charakter | gutmütig, liebenswert, genügsam, gelassen, sanft, kinderlieb. sozial, “ponytypisch” gelegentlich etwas stur |
Aussehen | kräftig, gedrungen, kurze Beine, großer Kopf, kleine Ohren, Aalstrich, Stehmähne, breite Brust, flacher Widerrist |
Verwendung | Freizeitreiten, Lasten- und Zugpferd, Sport |
Lebenserwartung | 30 Jahre und mehr |
Das Fjordpferd, seine Geschichte und Herkunft
Das Norwegische Fjordpferd stammt aus einer Region im Westen Norwegens mit dem Namen Vestland. Daraus ergibt sich auch der einheimische Name der Kleinpferde, Vestlandshest. Ihre Geschichte beginnt bereits um 790 und 1100 nach Christus. Die Wikinger machten sich das gutmütige Pferd für ihre Raubzüge zu Nutze und brachten es in die Berge Norwegens. Damals handelte es sich um Ponys mit einem Stockmaß von bis zu 120 cm. Um das Fjordpferd zu “strecken”, wurden später die sogenannten Döle-Pferde eingekreuzt. Die Reinzucht des heutigen Fjordponys begann erst im Jahre 1907. Interessant ist, dass sich die komplette Zucht auf einen einzigen Hengst mit dem Namen Njal zurückführen lässt. Er ist der Vater allerer Fjordpferde und hat ihnen ihr typisches Aussehen und die wunderbaren Charakterzüge vererbt. Seit 1940 haben sich die beliebten Norweger Pferde zunächst in Deutschland und dann weiter in ganz Westeuropa verbreitet.
Aussehen: So sieht ein Norweger aus
Mit Sicherheit ist Dir bereits das unverwechselbare Erscheinungsbild der Fjordpferde aufgefallen. Auf die typischen Merkmale dieser Pferderasse gehen wir direkt im nächsten Abschnitt genauer ein. Hier beantworten wir auf einen Blick die interessantesten Fragen zum Aussehen des Norwegers:
Welche Farben haben Fjordpferde?
Alle Fjordpferde haben die Fellfarbe Falb. Unter den Falben gibt es allerdings verschiedene Abstufungen, von fahlgelb bis hell graubraun. Es wird unterschieden in:
- Weißfalben
- Gelbfalben
- Hellfalben
- Hellbraunfalben
- Dunkelbraunfalben
- Graufalben
- Rotfalben
Weiße Abzeichen am Kopf und an den Beinen kommen zwar hin und wieder vor, sind im Rassestandard allerdings unerwünscht.
Wie ist der Körperbau beim Fjordpferd?
Kompakt, stämmig und kräftig beschreibt die Fjordis sehr gut. Sie haben eine breite Brust und einen kräftigen Hals, auf dem ein verhältnismäßig großer Kopf mit kleinen Ohren sitzt. Die Augen sind wach und klar. Der Widerrist ist flach und ermöglicht Reitern ein bequemes Sitzen ohne Sattel. Im Laufe der Jahre hat sich das Vestlandshest-Pferd zu einem etwas filigraneren und sportlicheren Typ entwickelt.
Wie groß und wie schwer werden Norwegische Fjordpferde?
Ursprünglich handelte es sich beim Norweger um ein Pony mit einem Stockmaß von bis zu 120 cm. Heute erreicht die Rasse eine Widerristhöhe von 135 - 150 cm und gilt damit als Kleinpferd. Ein ausgewachsenes Fjordpferd sollte in etwa 400 bis 500 kg wiegen.
Typisch Fjordpferd: Aalstrich und Stehmähne
Als echter Hingucker gelten beim Fjordpferd die Mähne und der Aalstrich. Normalerweise hat auch der Norweger eine lange Mähne, es ist jedoch Tradition, sie zu einer auffälligen Stehmähne zu stutzen. So kommt die Zweifarbigkeit besonders gut zur Geltung. Während die äußeren Haare eine helle Färbung aufweisen, ist die Mitte der Mähne tiefschwarz.
Ein weiteres Merkmal ist der Aalstrich, welcher durch einen Wildfarbfaktor zustande kommt. Bei diesen Ur-Pferdchen scheinen außerdem an den Beinen gelegentlich ein paar Zebrastreifen durch. Die Kombination aus auffälligem Aalstrich und der wilden Stehmähne mit dem schwarzen Streifen passt besonders gut zusammen.
Dennoch ist die Stehmähne ein umstrittenes Thema unter Pferdehaltern. Mähne und Schweif dienen Pferden zur natürlichen Abwehr von Insekten. Eine Stehmähne ist dafür wenig nützlich.
Charakter und typische Eigenschaften eines Fjordpferdes
Wenn Du auf der Suche nach einem nervenstarken, trittsicheren und gelassenen Allrounder bist, darf das Norwegische Fjordpferd ganz weit mit nach oben auf Deine Liste! Seit jeher hat es sich als selbstbewusstes und treues Pferd für viele mögliche Einsatzgebiete erwiesen. Dazu zählen unter anderem die folgenden Bereiche:
- Reitpferd
- Kutschpferd
- Ackerpferd (vor dem Pflug)
- Rückepferd
- Packpferd
- Therapiepferd
Ihr ruhiges und sonniges Gemüt gepaart mit einem mutigen und leistungswilligen Wesen ermöglicht dem Norweger nahezu jede Lebenslage mit Bravour zu meistern. Aufgrund ihrer Geduld und Gutmütigkeit sind sie auch sehr beliebt bei Kindern und Reitanfängern.
Übrigens: Das Norwegische Fjordpferd ist ein Spätentwickler. Erst mit 6 - 7 Jahren ist diese Ponyrasse ausgewachsen und voll entwickelt. Viele Jungpferde werden bereits mit 3 - 4 Jahren eingeritten, was für viele Pferde viel zu früh ist, für einen Spätzünder wie das Fjordpferd jedoch noch schlimmer.
Haltung: Das braucht Dein Fjord-Pferdchen!
Jedes Pferd braucht Frischluft, Sonne, Bewegung, Kontakt zu Artgenossen und eine artgerechte Ernährung, um ein gesundes, glückliches und langes Leben zu führen. Gibt es Deine Fürsorge und Liebe als Goodie on top, scheint das Pferdeleben perfekt. Dein robustes Fjordpferd freut sich am meisten über die Haltung in einem Offenstall. Ein wetterfester Unterstand sorgt dafür, dass die Tiere bei Regen geschützt sind. Dank des dichten und plüschigen Winterfells kommt der Norweger auch in der kalten Jahreszeit größtenteils ohne Thermodecke aus. Die genügsamen Pferde gelten als sehr ursprünglich und genießen eine Haltungsform, die ihren natürlichen Neigungen bestmöglich entspricht. Leider kann keine Art der Pferdehaltung die Weiten der ungezähmten Natur, den unaufhörlichen Drang nach stundenlanger Wanderschaft und permanenter Futteraufnahme wirklich gerecht werden. Wenn Du Dich dennoch dafür entscheidest, Dein Pferdchen in einem Stall unterzubringen, achte darauf, dass es täglich ausreichend Weidegang hat.
Vielfalt des Norwegers: Reiten / Springen / Kutsche
Wir haben bereits erwähnt, dass das Norwegische Fjordpferd für viele verschiedene Aktivitäten hervorragend geeignet ist. Als Reitpferd war der Norweger lange Zeit eher unter den Freizeit-, Wald-, und Wiesenreitern bekannt und ein beliebter Begleiter auf langen Wanderritten. Die mittlerweile etwas sportlichere Fjordpferd-Variante findet sich aber auch immer häufiger im Dressurviereck, bei der Vielseitigkeit und sogar im Springreiten. Heutzutage kommt kaum ein Reitturnier ohne den knuffigen Fjordi aus. Vor allem Kinder und Reitanfänger trauen sich mit dem gechillten Kleinpferd eher mal auf ein erstes Turnier. Das moderne Fjordpferd macht eine gute Figur in der Dressur und überzeugt durch raumgreifende Bewegungen. Obwohl das nach wie vor stämmige Pferd es nicht bis ins L-, M- oder S-Springen schafft, sind kleinere Hürden für sie kein Problem.
Nach wie vor wird das Norweger Pferd gerne vor den Karren gespannt. Hier zeigt sich besonders, was in dem mittelgroßen Kraftpaket für eine Power steckt. Ob als Rückepferd im Wald oder bei Fahrwettbewerben, das Fjordpony kann problemlos mit anderen Ponyrassen mithalten.
Dennoch sind alle Pferde individuell und nicht jedes für den Turniersport geeignet. Die Aktivitäten sollten sich immer dem Gemüt des Pferdes anpassen und nicht andersherum. Man sagt dieser Pferderasse nach, dass sie sich grundsätzlich lieber im Schritt oder Trab fortbewegt, als im Galopp. Was sagen Deine Erfahrungen dazu?
Futter: Was fressen Fjordpferde?
Eine artgerechte Ernährung ist wie eine Gesundheitsgarantie für Dein Pferd! Es ist also eine ausgezeichnete Idee, Dich intensiv mit einer korrekten Fütterungsform, den verschiedenen Qualitäten und Sorten von Pferdefutter und dem Verdauungstrakt Deines Pferdes zu beschäftigen. Dieser ist sowohl komplex als auch interessant.
Ein kurzer Abriss:
Als Steppentiere sind Pferde in freier Natur permanent auf Wanderschaft und dabei bis zu 16 Stunden täglich auf Nahrungssuche. Ein Wildpferd frisst in dieser Zeit bis zu 60 Kilogramm Weidegras, inklusive Grünpflanzen und Kräutern. Rohfaserreiche, vegetarische Kost bildet den Hauptbestandteil der Pferdeernährung. In den Ställen dieser Welt sieht das leider häufig anders aus. Eine falsche Fütterung und minderwertige Qualität führen bei den sensiblen Fressern häufig zu einer ganzen Reihe von Krankheiten. Damit Du bei der Ernährung Deines Norwegers alles richtig machst, schau gerne in unseren Artikel zum Thema “Was fressen Pferde und was dürfen sie auf keinen Fall fressen?”
Das perfekte Fjordpferd Gewicht gibt es nicht. Je nach Stockmaß kann Dein Fjordi zwar bis zu 500 kg auf die Waage bringen, aber auch mit nur 380 kg eine perfekte Figur haben. Achte darauf, dass Dein Pony nicht zu dick wird - Norweger haben eine Neigung, Speck anzusetzen. Übergewicht kann sich negativ auf die Gesundheit Deines Tieres auswirken.
Pflege und Gesundheit, typische Krankheiten und Lebenserwartung
Das robuste Fjordpony genießt erblich eine hervorragende Gesundheit. Wie auch andere Pony- und Kleinpferderassen gibt es allerdings eine Tendenz zu Krankheiten wie Hufrehe, Mauke oder Sommerekzem. Um diesen lästigen und schmerzhaften Beschwerden vorzubeugen, achte unbedingt darauf, dass Dein Pferd nicht auf matschigem Boden (zum Beispiel in einem dauerhaft feuchten Paddock) steht und die Box oder der Unterstand regelmäßig gereinigt wird. Die artgerechte und ausgewogene Ernährung hat einen maßgeblichen Einfluss auf das Wohlbefinden Deines Pferdes. Auch ein regelmäßiger Besuch beim Hufschmied und routinemäßige Tierarzt-Checks helfen Dir, die Gesundheit Deines Pferdes im Blick zu behalten. Bei guter Pflege hat Dein Fjordpferd eine Lebenserwartung von 30 Jahren und mehr!
Kosten: Kaufpreis und Haltungskosten
Die Kosten für ein Fjordpferd variieren sehr stark. Der Kaufpreis kann sowohl unter 3000,00 € als auch über 10.000 € liegen.
Doch wie kommt so eine Preisspanne zustande?
Ganz einfach: Der Kaufpreis eines Pferdes hängt nicht nur von der Abstammung, sondern auch vom Alter und dem Ausbildungsstand ab. Suchst Du einen reinen Freizeit-Fjordi, zahlst Du deutlich weniger, als wenn Du auf der Suche nach einem ausgebildeten Turnierpferd bist.
Nicht zu vergessen sind die enormen Unterhaltskosten für Pferde. Ja, Pferde und Pferdesport sind ein teures Hobby! Die Stallmiete beträgt nicht selten einen ähnlichen Preis wie die Miete für Deine Wohnung und obendrauf kommen laufende Kosten für Futter, Leckerlis, Hufschmied & Zubehör. Bleibt bei Dir noch ein Puffer übrig, wenn Du all das bezahlt hast? Hervorragend, denn den solltest Du unbedingt für Tierarztkosten parat haben, wenn Du Dir ein Pferd zulegen möchtest. Da es sich um mächtige Tiere handelt, deren Behandlung häufig mit großem Aufwand verbunden ist, kommen im Krankheitsfall oft horrende Summen zusammen. Hier ist der Abschluss verschiedener Pferdeversicherungen sinnvoll!
Wenn Du Dich trotz der hohen Kosten für ein eigenes Pferd entscheidest, schau doch mal hier vorbei: Pferdenamen für Stuten, Wallache und Hengste. Falls Du nicht so viel Geld für ein eigenes Pferd hast, kannst Du Dich auch nach einer Reitbeteiligung oder einem „Pferd zur Verfügung“ umschauen.