Rosafarbene Milchdrops, fragwürdige Gemüseecken und in Form gepresste Pellets - ist es das, was Kaninchen in der freien Wildbahn fressen würden? Wohl eher nicht. Aber was fressen Kaninchen eigentlich? Dass Du Dich mit einer artgerechten Kaninchen-Ernährung auseinander setzt, ist genauso wichtig wie mit Deiner eigenen - wenn nicht sogar wichtiger, denn eines können wir Dir sagen: Dein Kaninchen wird und kann es nicht tun! Es wird in der Regel brav alles fressen, was Du ihm vor die Nase hältst - es hat ja auch keine andere Wahl. Dabei können wir mit einer falschen Ernährung unsere Haustiere ganz schön krank machen. Damit Dir bzw. Deinen Kaninchen das nicht passiert, kannst Du Dich in diesem Beitrag ganz genau informieren! Schön, dass Dir die Gesundheit Deiner Tiere am Herzen liegt.
Inhaltsverzeichnis
- Warum ist die artgerechte Ernährung von Kaninchen so wichtig?
- Warum benötigen Kaninchen Rohfasern?
- Was dürfen Kaninchen fressen?
- Was dürfen Kaninchen nicht fressen?
- Wie funktioniert die Verdauung bei Kaninchen?
- Warum sollten Kaninchen kein industrielles Trockenfutter fressen?
- Wieso benötigen Kaninchen Frischfutter?
- Futterumstellung bei Kaninchen
- Und was gibt’s zu naschen? Gesunde Leckerlis für Kaninchen
Warum ist die artgerechte Ernährung von Kaninchen so wichtig?
Unsere Ernährung hat maßgeblich Einfluss auf unsere Gesundheit und unser allgemeines Wohlbefinden. Das trifft auf alle Lebewesen zu, so auch auf Deine Kaninchen. Die kleinen pelzigen Freunde sind reine Pflanzenfresser und lieben frisches, knackiges Grün, Kräuter und Gemüse.
Der Stopfmagen eines Kaninchens funktioniert nur bei stetiger Futterzufuhr. Anders als bei anderen Säugetieren, wird der Nahrungsbrei nicht durch Muskelkontraktionen, sondern nur durch den Nachschub an Nahrung vom Magen durch den Darm geschoben. Jetzt ist gleich viel einfacher verständlich, warum Kaninchen viele kleine Mahlzeiten über den ganzen Tag verteilt lieben. Du solltest Deinen Kaninchen deshalb immer ausreichend frisches Heu und Stroh zur Verfügung stellen, an dem es sich zwischendurch bedienen kann.
Warum benötigen Kaninchen Rohfasern?
Aufgrund der Anatomie ihres Verdauungstraktes, müssen Kaninchen Raufutter mit einem hohen Rohfasergehalt zu sich nehmen. Faserreiche Kost ist für reibungslose Verdauungsvorgänge essentiell und auch für die Zahngesundheit der Kleintiere von Bedeutung. Ihre Zähne wachsen ein Leben lang, weshalb sie ausreichend knabbern müssen, um die Zähne kurz zu halten. Damit die Zähne nicht zu lang werden, solltest Du Deinen Kaninchen auch Knabberäste mit in sein Gehege legen, woran sie sich die Zähne abwetzen können.
Was dürfen Kaninchen fressen?
Damit Deine Kaninchen rund um die Uhr knabbern können, sollte im Gehege immer ausreichend Heu und Stroh zur Verfügung stehen. Neben dem Raufutter benötigt Dein Kaninchen aber auch täglich Frischfutter in Form von Blattsalaten, Möhrchen & Grün, Gras, Klee etc. Für den perfekten Überblick, was Du Deinen Kaninchen bedenkenlos zu mümmeln geben darfst, haben wir Dir nachfolgend eine kleine Kaninchen Futterliste erstellt.
Kaninchen Futterliste - Was dürfen Kaninchen fressen?
Gemüse | Kräuter | Obst |
Eisbergsalat | Koriander | Heidelbeeren |
Endiviensalat | Löwenzahn | Himbeeren |
Feldsalat | Brennessel | Brombeeren |
Kopfsalat | Borretsch | Erdbeeren |
Kohlrabiblätter | Majoran | Hagebutte |
Fenchel | Malve | Banane |
Chicoree | Dill | Birne |
Brokkoli | Salbei | Ananas |
Pastinake | Pfefferminze | Äpfel |
Karotte & Karottengrün | Schafgarbe | Mango |
Was dürfen Kaninchen nicht fressen?
Da wären wir wieder bei den rosafarbenen Milchdrops. Kennt ihr die auch noch? Als Kinder haben wir uns wenig Gedanken über eine artgerechte Ernährung unserer Tiere gemacht und das Bewusstsein dafür herrscht generell noch gar nicht allzu lang auf Erden. Die Drops waren rosa, die Drops haben wir mit den Kaninchen geteilt, ganz egal was drin war! Leider gibt es nach wie vor sehr viele Produkte in der Futtermittelindustrie, die weder artgerecht noch gesundheitsfördernd sind. Ganz im Gegenteil. Deshalb ist es umso wertvoller, dass Du Dich mit der richtigen Kaninchen-Ernährung auseinander setzt.
Du weißt bereits, was Kaninchen fressen dürfen. Also werfen wir doch nochmal einen Blick auf die Dinge, die Du Deinen Kaninchen unter keinen Umständen zu fressen geben darfst:
Kaninchen Tabu-Tabelle - Was dürfen Kaninchen nicht fressen?
Gemüse | Kräuter & Pflanzen | Obst | Sonstiges |
Zwiebelgewächse | Bittersüßer Nachtschatten | Pflaumen | Getrocknetes Brot, Backwaren allgemein |
Avocado | Einbeere | Kirschen | Hülsenfrüchte |
Zuckerrüben | Fingerhut | Litchi | Getreide |
Kartoffeln | Bilsenkraut | Granatapfel | Nüsse |
Radieschen | Aaronstab | Pfirsich | Honig |
Rhabarber | Engelstrompete | Papaya | Zucker |
Tipp: Wenn Du gerne in der Natur unterwegs bist, kannst Du für Dein Kaninchen Kräuter und Pflanzen selber pflücken. Dazu solltest Du Dich natürlich mit den geeigneten Arten auseinander gesetzt haben und diese auch sicher bestimmen können. Wenn Du gerade noch dabei bist, ein Survival-Künstler zu werden, nimm Dir jemanden mit, der Dich anfangs beraten kann. Deine Kaninchen werden sich über frische Kräuter, Pflanzen, Obst und Gemüse wahnsinnig freuen! Aber pflücke bitte nur an Stellen, an denen das auch erlaubt ist (nicht im Naturschutzgebiet!) und nicht an Straßen oder an anderen Orten, die mit schädlichen Umweltweinflüssen belastet sein können.
Wie funktioniert die Verdauung bei Kaninchen?
Um zu verstehen, warum Du Dein Kaninchen auf eine bestimmte Art und Weise füttern solltest, ist es sinnvoll, sich mit der Verdauung genauer auseinanderzusetzen.
Also wie funktioniert das bei Kaninchen?
Im Mäulchen: Auch beim Kaninchen beginnt die Verdauung logischerweise im Maul. Die langen Schneidezähne sind perfekt, um Nahrung zu zerteilen und diese mit den Backenzähnen zu zermahlen. Durch Enzyme im Speichel beginnt die Zersetzung der Nahrung und gelangt durch die Speiseröhre in den Magen.
Im Magen: Wie bei anderen Tieren auch, wird der Nahrungsbrei im Magen mithilfe der Magensäure zersetzt. Ein Unterschied zu anderen Tieren liegt allerdings in der schwachen Bemuskelung der Magen- und Darmwand von Kaninchen. Deshalb wird die Nahrung nicht durch Muskelkontraktionen weiter bewegt, sondern nur durch die Zufuhr weiterer Nahrung. Das nennt man Stopfdarm. Hungern ist für Kaninchen also allein schon aus anatomischen Gründen höchst gefährlich. Wird nicht permanent Nahrung geliefert, kann dies zu einer Gärung des Futters im Magen und damit weiteren Verdauungsproblemen führen.
Im Dünndarm: Hat der Magen den Nahrungsbrei verdaut, wird er in den Dünndarm geschoben und mit Hilfe weiterer Enzyme zersetzt. Auch Bauchspeicheldrüse und Gallenblase tragen hier ihren Teil zu bei. Im hinteren Teil des Dünndarms findet der größte Teil der Verdauung statt.
Im Dickdarm, großen Blinddarm & Enddarm: Weiter gehts! Bevor das Kaninchen den verdauten Brei in Form von kleinen Kötteln ausscheidet, wird im Dickdarm noch einmal geteilt: Partikel, die kleiner sind als drei Millimeter, werden im Blinddarm weiter verwertet und dann als Blinddarmkot ausgeschieden. Um die darin enthaltenen Nährstoffe verwerten zu können, frisst das Kaninchen diesen erneut. Partikel, die größer sind als drei Millimeter werden direkt durch den Dickdarm in den Enddarm geschoben und dann als kleine Köttel ausgeschieden.
Warum sollten Kaninchen kein industrielles Trockenfutter fressen?
Wie uns die Tierfutterindustrie werbewirksam zum Kauf von Trockenfutter, Pellets, Mischfutter und rosa Milchdrops bekommt, liegt auf der Hand: Durch bunte Verpackungen, niedliche Bilder und vermeintlich gesunde Inhaltsstoffe. Wer sich mit Kaninchen-Futter noch nie auseinander gesetzt hat, glaubt dem Schein und gefährdet somit unwissentlich die Gesundheit seines Haustieres. Super, dass Du dem Vorbeugen willst und Dich mit Klopfers Ernährung intensiv beschäftigst!
Leider ist handelsübliches Trockenfutter für Kaninchen alles andere als geeignet. Es ist für die kleinen Nager weder artgerecht noch gesund. Im Gegenteil! Die Fütterung mit Trockenfutter kann eine ganze Reihe gesundheitlicher Folgen nach sich ziehen. Zum Beispiel:
- Zahnerkrankungen
- Verdauungsstörungen
- Blasengries, Blasensteine
- Nierensteine
- Übergewicht oder Untergewicht
- Gelenkerkrankungen durch Übergewicht
- Verhaltensstörungen
Doch woran liegt das?
- Kaninchen müssen Futter zu sich nehmen, an dem sie ihre Schneidezähne abnagen können. Trockenfutter ist sehr nahrhaft und macht schnell satt. Frisst das Kaninchen Trockenfutter, wird es nicht mehr hungrig genug sein, um ausreichend frisches Raufutter zu sich zu nehmen. Infolgedessen werden die Zähne nicht mehr abgerieben und schwerwiegende Zahnerkrankungen sind die Folge. Die Schneidezähne von Kaninchen wachsen bis zu 3,5 Millimeter pro Woche! Leidet dein Kaninchen unter Zahnschmerzen, droht ihm Appetitlosigkeit und lebensgefährliches Untergewicht.
- Trockenfutter verlangsamt außerdem den Stoffwechsel und “füttert” schädliche Bakterien im Darm. Das führt zu Verstopfungen, Blähungen und einer Überproduktion des Blinddarmkots. Kaninchen benötigen unbedingt rauhes, grob strukturiertes Futter, um den Nahrungsbrei durch den Verdauungstrakt zu manövrieren.
- Frisst Dein Kaninchen sich an Trockenfutter satt, wird es kaum noch genug Hunger haben, um wichtige Nährstoffe aufzunehmen. Trockenfutter ist - wie der Name schon sagt - ziemlich trocken und nicht saftig wie das gesunde Grünfutter. So läuft Dein Kaninchen Gefahr zu dehydrieren und auch die Harnwege werden nicht mehr ausreichend gespült. Durch den speziellen Kalziumstoffwechsel von Kaninchen und den stark konzentrierten Harn sind Blasen- und Nierensteine vorprogrammiert.
- Trockenfutter macht träge, lustlos und begünstigt Übergewicht.
- Da Kaninchen normalerweise fast den ganzen Tag mit der stetigen Futteraufnahme beschäftigt sind und diese durch Trockenfutter wegfällt, kann Dein Kaninchen verschiedene Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Dazu gehören zum Beispiel ständiges Nagen an den Gitterstäben, wund lecken der Pfoten oder das Herausreißen ganzer Fellbüschel. Deinem Kaninchen wird durch Trockenfutter einfach langweilig und Energie hat es auch keine. Traurig aber wahr!
Wieso benötigen Kaninchen Frischfutter?
Eine artgerechte Ernährung bedeutet immer, sich an dem zu orientieren, was die Tiere in freier Wildbahn fressen würden. Kaninchen sind Veganer, also reine Pflanzenfresser und lieben junge, frische Triebe, saftige Gräser, Kräuter, Blätter und Co. Neben den wertvollen Nährstoffen im Grünzeug und dem Fakt, dass Kaninchen Raufutter für reibungslose Verdauungsvorgänge benötigen, nehmen sie über das frische Grün auch Wasser auf - eigentlich hauptsächlich darüber!
Und warum liegt da eigentlich Heu?
Lange Zeit ging man davon aus, Heu sei DAS Grundnahrungsmittel für Kaninchen. Mittlerweile weiß man, dem ist nicht so!
Trockenkräuter und Heu weisen einen extrem hohen Kalziumgehalt auf, was bei Kaninchen sehr schnell zu Blasengries und Blasensteinen führen kann. Außerdem entzieht Heu, genau wie Trockenfutter, dem Kaninchen Wasser. Es ist also wichtig, dass Dein Kaninchen IMMER Zugang zu frischem Wasser und am besten auch frischem Grünzeug hat. Du solltest Deinem Kaninchen dennoch Heu zu fressen geben. Es ist ein guter “Lückenfüller” und vor allem in den Wintermonaten eine wichtige Rohfaserquelle. Lediglich als Hauptnahrungsmittel ist es ungeeignet.
Kleiner Tipp am Rande: Achte beim Kauf von Heu für Dein Kaninchen darauf, dass es fein und frei von harten, dicken Stängeln ist. Wir empfehlen folgendes Heu:
Futterumstellung bei Kaninchen
Du weißt jetzt, wie Du Deine Kaninchen ausgewogen und artgerecht ernähren kannst. Du hast bisher Trockenfutter gefüttert und möchtest die Fütterung jetzt auf frisches Grün umstellen? HERVORRAGEND!
Aber mal langsam!
Dein Kaninchen und seine Darmbakterien müssen sich erst an das neue Futter gewöhnen. Das bedeutet, dass Du ihm über einige Wochen hinweg täglich immer etwas mehr Grünzeug zu fressen gibst. Die Menge an Trockenfutter reduzierst Du währenddessen bis ihr letztendlich bei Null Trockenfutter und 100% Powerfood angelangt seid. Bei einer Ernährungsumstellung kann es immer mal zu Durchfall oder anderen Verdauungsbeschwerden kommen. Bitte bleibe hier in engem Kontakt mit Deinem Tierarzt und lasse Deine Kaninchen vorab gründlich durchchecken. Bei Kaninchen, die lange Zeit falsch gefüttert wurden, kann es außerdem ratsam sein, eine Magen-Darm-Kur durchzuführen. Auch diese sollte in Absprache mit Deinem Tierarzt erfolgen.
Und was gibt’s zu naschen? Gesunde Leckerlis für Kaninchen
Was dem Hund sein Knochen und der Katze ihre Katzenmilch ist, ist dem Kaninchen seine Beere. Bitte bitte, kaufe keine fertigen Leckerlis in der Zoofachhandlung. Diese enthalten eigentlich IMMER Getreide und andere für Kaninchen schädliche Zusatzstoffe. Das braucht Dein Kaninchen einfach nicht! Es liegt wohl in der fürsorglichen Natur vieler Menschen, ihren Lieblingen gerne auch zwischendurch eine Leckerei in die Backen zu schieben. Dein Kaninchen freut sich, denn es ist ja sowieso den ganzen Tag am mümmeln. Du möchtest Deinen Kaninchen gerne auch in Zukunft gesund und fidel durch die Gegend hoppeln sehen? Dann greife als Leckerli bitte zu Beeren oder anderem Obst (siehe Futterliste oben), welches Deine Kaninchen sonst nicht so häufig bekommen.