Für Unwissende mag es absurd klingen, mit seinem Hund in einen „Hundesalon“ zu gehen. Eine neue Frisur für Mutti und eine herzallerliebste Hundeschur für Königspudel Ludwig? “Was ist denn mit diesen Hundenarren los, dass sie alle Nase lang ihre Hunde scheren?”, mag ein mancher sich fragen. “Die einzigen Narren seid ihr, Unwissende!”, denkt vielleicht König Ludwig, der Pudel. Oder sein Frauchen. Also: Es gibt viele gute Gründe, um einen Hund zu scheren! Die Schur oder auch den Schnitt darf quasi jeder Hundebesitzer selbst wählen. Es ist allerdings wünschenswert, wenn Funktionalität und Sinn für den Hund über Fiffis ausgeklügelten und neuen, kreativen Look stehen. Dieser Artikel ist für all diejenigen geschrieben, die gerne wissen möchten, wann es sinnvoll ist einen Hund zu scheren, welche Hunderassen geschoren werden sollten und welche Alternativen es vielleicht gibt. Anbei auch ein paar hilfreiche Tipps, wie Du Deinen Hund selber scheren kannst und welche Schermaschinen für Hunde geeignet sind. Pudel Ludwig ist hier natürlich nur ein Beispiel und eines soll noch gesagt sein: Wir lieben Pudel!
Inhaltsverzeichnis
- Warum werden Hunde geschoren?
- Warum werden nur bestimmte Hunderassen geschoren?
- Aufbau des Hundefells
- Welche Hunderassen werden geschoren?
- Wie werden Hunde geschoren: Ein kurzer Leitfaden
- Welche Schermaschinen sind für Hunde geeignet?
- Gibt es Alternativen zum Scheren von Hunden?
- Fazit: Wann und warum es sinnvoll ist, Hunde zu scheren
Warum werden Hunde geschoren?
Es gibt drei Gründe, warum Hunde geschoren werden sollten:
- Rassebedingt, weil ihr Fell sonst bis ins unendliche wächst und verfilzt
- Krankheitsbedingt zum Beispiel bei Hauterkrankungen, vor Operationen und bei Verletzungen
- Kranke oder alte Hunde für die das Fell gerade im Alter eine zusätzliche Belastung bedeutet
Warum werden nur bestimmte Hunderassen geschoren?
Das Fell einiger Hunderassen ist lang und seidig. Es wächst so lang, dass Frauli nahezu gezwungen ist, dem Shi Tzu, Malteser oder Havaneser eine Hundeschur zu verpassen. Leider ist das alles andere als natürlich aber durch die Überzüchtung einiger Hunderassen notwendig. Für die Ausstellung ist das Fell nämlich möglichst lang gewünscht. Gerade im Seniorenalter haben diese kleinen Hunde teilweise mit dem Gewicht ihres Fells zu kämpfen und eine Schur bedeutet für sie eine deutliche Erleichterung.
Der Grund, warum Hunde mit lockigem Fell häufig weniger haaren als andere Hunderassen ist, dass sie keinen natürlichen Fellwechsel durchlaufen. Das bedeutet, dass ihr Fell regelmäßig ausgebürstet und geschoren oder getrimmt werden muss. Ansonsten würde es einfach verfilzen. Zu den gelockten Hunden zählen zum Beispiel Königspudel Ludwig, andere Pudel und Doodle oder der Bichon Frisé, dessen Name auch zum Thema passt - Na Mensch!
Hunderassen wie der Puli oder der Komondor haben einen sogenannten Schüren-Behang. Dieser sollte nicht abgeschoren werden, bedarf aber trotzdem Pflege, damit die Dreadlocks nicht zu ganzen Platten verfilzen.
Ob Dein Hund getrimmt, geschoren oder vielleicht nur gebürstet werden sollte, hängt also sowohl von seiner Rasse ab als auch von individuellen Faktoren.
Aufbau des Hundefells
Um zu verstehen, worauf es bei der richtigen Fellpflege für Deinen vierbeinigen Freund ankommt, ist es hilfreich zu wissen, welche Funktionen die einzelnen Fellschichten bei Hunden haben.
Das Deckhaar: Wird auch Grannenhaar genannt und dient dem Schutz vor Witterungseinflüssen, Verletzungen beim Spielen, Kämpfen oder Streifzügen durch Hecken, Gebüsch und Unterholz. Das Deckhaar ist länger und fester als die Unterwolle und das hauptsächlich sichtbare und farbgebende Fell.
Die Unterwolle: Die weichere und kürzere Unterwolle schützt Deinen Hund nicht nur vor Kälte sondern ebenso vor Wärme! Deshalb ist es Unsinn, einen Hund im Sommer scheren zu wollen, damit ihm nicht so heiß wird. Diese Intention macht tatsächlich nur dann Sinn, wenn es sich um einen alten Hund handelt, der sichtlich unter zu viel Fell leidet.
Die Haut: Auch bei Hunden ist die Haut natürlich ein überlebenswichtiges Organ. Die natürliche Hautschutzbarriere darf auf keinen Fall durch falsche Fellpflege zerstört werden. Dazu zählt auch zu häufiges waschen! Eine gesunde Haut hilft Deinem Hund unter anderem bei der Abwehr von Bakterien, Viren und Pilzen.
Welche Hunderassen werden geschoren?
Rassebedingt werden Hunderassen geschoren, die ein einschichtiges Fell ohne Unterwolle besitzen.
Dazu gehören folgende Hunderassen:
- Pudel
- Doodle
- Shi Tzu
- Malteser
- Löwchen
- Havaneser
- Bologneser
- Tibet Terrier
- Lhasa Apso
- Yorkshire Terrier
- Coton de Tulèar
- Kerry Blue Terrier
- Irish Soft Coated Wheaten Terrier
Wie werden Hunde geschoren: Ein kurzer Leitfaden
Ob Du Deinen Hund selbst scherst oder mit ihm zu einem Hundefriseur gehst, bleibt Dir überlassen. Du solltest aber zu 100% wissen, ob Dein Hund zu den Kandidaten gehört, die geschoren werden sollten und wann es notwendig ist!
Wenn Du Deinen Hund Zuhause selber scheren möchtest, gewöhne ihn bitte in Ruhe daran. Dein Hund sollte möglichst entspannt durch die Prozedur kommen, vor allem wenn ihr sie häufiger vor euch habt! Gehe immer sanft und behutsam vor, damit Du Deinen Hund nicht verletzt. Dazu ist es weitaus sicherer, wenn Dein Hund gelernt hat, still zu stehen.
Tipp: Wenn Dein Hund ängstlich beim Scheren ist, kann ihm CBD-Öl für Hunde helfen, sich besser zu entspannen und sich an das Scheren zu gewöhnen.
So gehst Du bei der Hundeschur vor:
Lege Dir griffbereit zurecht, was Du zum Scheren benötigst (Schermaschine(n), Bürste, Schere und vielleicht auch ein paar Leckerlis) und öle den Scherkopf der Schermaschine.
Kämme das Fell Deines Hundes vor der Schur ordentlich durch. Dabei kannst Du Knoten und Verfilzungen lösen und ggf. mit der Schere entfernen.
Stelle Deinen Hund gerade vor Dich hin und beginne an einer eher unempfindlichen Stelle wie der Schulter oder dem Hals mit der Schur und schere immer in Wuchsrichtung des Hundefells in möglichst langen Bewegungen. Setze den Scherkopf immer direkt an der Haut an für eine gleichmäßige Haarlänge, aber arbeite nur mit wenig Druck.
An allen Stellen an denen die Haut Deines Hundes Falten wirft, musst Du sehr vorsichtig sein und die Falten etwas glatt ziehen, damit Du Deinen Hund nicht aus Versehen schneidest.
Schneide das Fell nicht kürzer als 2 - 3 Zentimeter! So bleibt der natürliche UV-Schutz erhalten.
Verwende für schwierigere Körperpartien wie die Beine und die Pfoten eine Präzisions-Schermaschine oder kürze das Fell mit einer Schere.
Besondere Vorsicht ist beim Scheren des Kopfes, den Ohren und am Geschlechtsteil geboten. Achte unbedingt darauf, die Tasthaare am Kopf nicht zu erwischen! In den meisten Fällen muss der Kopf überhaupt nicht geschoren werden. Hier kannst Du das Fell mit einer Hundefellschere kürzen.
Um lose Haare zu entfernen und Juckreiz zu verhindern, wasche Deinen Hund nach der Schur ab und kämme ihn noch einmal gründlich durch.
Welche Schermaschinen sind für Hunde geeignet?
Wer seinen Hund regelmäßig rasieren muss, wird früher oder später darüber nachdenken, es selbst in die Hand zu nehmen. Mit ein bisschen Übung und der passenden Schermaschine ist das auch überhaupt kein Problem!
Bei der Auswahl einer Tierschermaschine solltest Du auf Qualität und Funktionalität achten. Die Maschine sollte leistungsstark sein, um nicht in der Wolle Deines Hundes stecken zu bleiben. Eine leichte Reinigung ebenso wie ein geringes Gewicht und eine gute Handhabung sind ebenfalls von Vorteil. Eine akkubetriebene Schermaschine ist komfortabel und erspart Dir nerviges Kabel-Wirrwarr. Je nachdem wie groß Dein Hund ist und wie lange ihr für die Schur in der Regel benötigt, solltest Du auf eine ausreichende Akkulaufzeit achten! Diese variiert bei den unterschiedlichen Modellen stark und kann bei 40 bis etwa 120 Minuten Akkulaufzeit liegen. Das macht auf jeden Fall einen Unterschied! Es muss nicht immer das High-Class-Gerät sein. Eine einfache Schermaschine kann für Deine Ansprüche vollkommen genügen. Bedenke aber bitte, dass ein Billig-Kauf Dich eventuell doppelt Geld kostet. Wenn Du nicht so viel ausgeben möchtest, beschränke Dich vielleicht lieber auf eine hochwertige Maschine mit nur einem Aufsatz. Teurer wird’s natürlich, wenn Du ein Set mit mehreren Aufsätzen, Kämmen, Bürsten etc. kaufst.
Gibt es Alternativen zum Scheren von Hunden?
Ja, tatsächlich gibt es eine Alternative zur Hundeschur! Sie nennt sich “Carding”, was so viel bedeutet wie “Entwollen”.
Beim Entwollen wird der Hund also nicht geschoren, sondern lediglich die Unterwolle wird manuell stark ausgedünnt. Das ist vor allem bei Hunden, die extrem viel und dichte Unterwolle haben sinnvoll. Diese Rassen sollten sowieso nicht geschoren werden, da die Schur bei ihrer Fellbeschaffenheit zu einer “Post Clipping Alopecia” führen kann. In diesem Fall wächst das Fell an einigen Stellen nicht oder nur sehr dürftig und langsam wieder nach.
Trotzdem ist das Carding nicht für jeden Hund eine Alternative!
Hunderassen, die entwollt statt geschoren werden:
- Berner Sennenhunde
- Australian Shepherd
- Neufundländer
- Schäferhunde
- Boston Terrier
- Japan Chin
- Schipperke
- Hovawart
- Landseer
- Labrador
- Retriever
- Pekinese
- Huskys
- Collies
Bürsten & Schneiden: Bei manchen Hunderassen, wie Afghanen, Bearded Collies oder dem Briard reicht es aus, das Fell regelmäßig und gründlich zu bürsten. Bei Bedarf kann das lange Deckhaar an einigen Stellen mit der Schere gekürzt werden. Es gibt außerdem Hunderassen, die anstatt getrimmt oder geschoren zu werden, einen kompletten Scherenschnitt bekommen können. Dazu zählen zum Beispiel der Lhasa Apso und der Yorkie.
Trimmen: Rauhaardackel, Schnauzer und Jagdhunde mit Drahthaar werden getrimmt. Sie dürfen nicht geschoren werden! Das Trimmen stellt allerdings keine Alternative für alle Hunderassen dar.
Du siehst schon, es gibt Alternativen ABER sie müssen zur Fellbeschaffenheit Deines Hundes passen. Wenn Du Dir unsicher bist, welche Pflege Dein Hund benötigt, ziehe gerne einen Profi zu Rate. Beim ersten Besuch im Hundesalon kannst Du herausfinden, ob und wie Du das Fell Deines Hundes später Zuhause pflegen kannst.
Fazit: Wann und warum es sinnvoll ist, Hunde zu scheren
Eine Hundeschur ist in bestimmten Fällen definitiv sinnvoll und angebracht! Einige Hunderassen wurden so gezüchtet, dass sie keinen Fellwechsel durchlaufen und abgestorbene Unterwolle einfach im Deckhaar hängen bleibt. Sie verfilzt und sorgt für unangenehmen Juckreiz. Um Hautkrankheiten und einer gestörten Thermoregulation vorzubeugen, ist es also sinnvoll, bestimmte Hunderassen regelmäßig zu scheren!
Es ist super wichtig, dass Du Deinen Hund nur dann scherst, wenn Du Dir ganz sicher bist, dass sein Fell dafür in Frage kommt! Ansonsten kannst Du die Fellstruktur so weit zerstören, dass es nie wieder so nachwächst wie vorher. Das führt auch dazu, dass Die Regulation der Körperwärme und die natürliche Hautschutzbarriere Deines Hundes gestört werden!
Am besten buchst Du für die erste Hundeschur einen Termin im Hundesalon. Hier kannst Du all Deine Fragen loswerden und Dir bei einem Profi auch direkt ein paar Handgriffe abgucken!
Falls Du nicht nur Informationen zum Thema „Hunde scheren“, sondern auch zum Scheren von anderen Tierarten suchst findest Du diese hier: Katzen scheren, Pferde scheren.