FORL bei Kat­zen: Wenn die Zäh­ne plötz­lich schmer­zen – Ursa­chen, Sym­pto­me und Behand­lung

Kat­zen sind Meis­ter dar­in, Schmer­zen zu ver­ber­gen. Es liegt in ihrer Natur, Schwä­che nicht zu zei­gen. Umso schwie­ri­ger ist es für Dich, zu erken­nen, wenn etwas ernst­haft nicht stimmt. Dei­ne Kat­ze frisst viel­leicht zöger­li­cher, zieht sich zurück oder ist reiz­ba­rer. Häu­fig steckt hin­ter die­sen sub­ti­len Ver­än­de­run­gen ein mas­si­ves Pro­blem im Maul: FORL. Die­se Zahn­erkran­kung ist weit ver­brei­tet und extrem schmerz­haft, bleibt aber lan­ge unsicht­bar.

FORL bei Katzen: Ursachen, Symptome und Behandlung
FORL bei Kat­zen: Ursa­chen, Sym­pto­me und Behand­lung

Der unsicht­ba­re Feind im Maul – Was ist FORL?

Der Begriff FORL steht für „Feline odon­to­klas­ti­sche resorp­ti­ve Läsio­nen“. Das beschreibt einen fata­len Pro­zess: Der eige­ne Kör­per der Kat­ze baut die Zahn­sub­stanz ab. Kör­per­ei­ge­ne Zel­len, Odon­to­klas­ten, wer­den fälsch­li­cher­wei­se aktiv. Nor­ma­ler­wei­se sind sie nur für den Abbau der Milch­zahn­wur­zeln zustän­dig.
FORL bei Kat­zen greift jedoch die blei­ben­den Zäh­ne an. Die­ser Pro­zess beginnt typi­scher­wei­se am Zahn­ze­ment im Wur­zel­be­reich oder am Zahn­hals, ver­bor­gen unter dem Zahn­fleisch. Die Läsio­nen fres­sen sich – ähn­lich wie Kari­es – von innen nach außen durch den Zahn.

Ein Fach­be­griff ent­schlüs­selt – Resorp­tiv­lä­sio­nen bei der Kat­ze

Der Name der Krank­heit erklärt, was pas­siert. „Resorp­tiv“ bedeu­tet „auf­lö­send“. Die Odon­to­klas­ten lösen die har­te Zahn­sub­stanz auf. Die­se Resorp­tiv­lä­sio­nen sind tückisch: Wäh­rend Kari­es von außen angreift, kommt die Zer­stö­rung bei FORL aus dem Inne­ren des Zahns oder von der Wur­zel.
Im Früh­sta­di­um siehst Du als Halter*in nichts. Das Zahn­fleisch mag leicht ent­zün­det sein, der Zahn sieht aber von außen intakt aus. Erst wenn die Läsi­on die Zahn­kro­ne erreicht und die­se ein­bricht, liegt der Nerv frei. Die Kat­ze erlei­det dann extre­me Schmer­zen bei jeder Berüh­rung.

Die rät­sel­haf­ten Aus­lö­ser – mög­li­che Ursa­chen für FORL

War­um eine Kat­ze FORL ent­wi­ckelt, ist wis­sen­schaft­lich nicht abschlie­ßend geklärt. Die For­schung deu­tet auf ein mul­ti­fak­to­ri­el­les Gesche­hen hin. Chro­ni­sche Ent­zün­dun­gen im Maul, wie Gin­gi­vi­tis oder Par­odon­ti­tis, ste­hen im Ver­dacht, die Odon­to­klas­ten zu akti­vie­ren. Auch Stoff­wech­sel­er­kran­kun­gen oder Stö­run­gen im Kal­zi­um­haus­halt wer­den dis­ku­tiert. Die gene­ti­sche Ver­an­la­gung scheint eben­falls eine Rol­le zu spie­len.

Das stil­le Lei­den – Sym­pto­me von FORL erken­nen

Die größ­te Her­aus­for­de­rung ist das Erken­nen der Sym­pto­me, denn Kat­zen lei­den still. Du musst Detektiv*in für mini­ma­le Ver­än­de­run­gen wer­den. Die ers­ten Anzei­chen sind Ver­hal­tens­än­de­run­gen, die auf Schmer­zen im Maul hin­deu­ten. Zeigt Dei­ne Kat­ze eines die­ser Sym­pto­me, soll­ten Dei­ne Alarm­glo­cken läu­ten.

Ver­än­der­tes Fress­ver­hal­ten als Warn­si­gnal

Das auf­fäl­ligs­te Anzei­chen ist übli­cher­wei­se eine ver­än­der­te Fut­ter­auf­nah­me. Beob­ach­te Dei­ne Kat­ze genau beim Fres­sen:

  • Sie kaut plötz­lich nur noch auf einer Sei­te.
  • Sie lässt Tro­cken­fut­ter­stü­cke aus dem Maul fal­len.
  • Sie bevor­zugt abrupt Nass­fut­ter, obwohl sie Tro­cken­fut­ter lieb­te.
  • Sie zögert vor dem Napf oder faucht das Fut­ter an.
  • Sie schlingt das Fut­ter has­tig hin­un­ter, um das Kau­en zu ver­mei­den.
Verändertes Fressverhalten als Warnsignal für FORL
Ver­än­der­tes Fress­ver­hal­ten als Warn­si­gnal für FORL

Ver­hal­tens­än­de­run­gen und Schmer­zan­zei­chen

Abseits des Fres­sens gibt es wei­te­re Hin­wei­se. Star­kes Spei­cheln ist ein Alarm­si­gnal. Auch Zäh­ne­knir­schen oder Kopf­schüt­teln nach dem Fres­sen oder Gäh­nen deu­tet auf Schmerz hin. Man­che Kat­zen rei­ben ihr Gesicht ver­mehrt am Boden. Ande­re wer­den aggres­siv bei Berüh­rung am Kopf oder zie­hen sich zurück und mei­den Kon­takt. Das all­ge­mei­ne Wohl­be­fin­den lei­det, die Kat­ze wirkt apa­thisch oder putzt sich weni­ger.

War­um Kat­zen Schmer­zen so gut ver­ber­gen

Die­ses Ver­steck­spiel ist ein Erbe ihrer wil­den Vor­fah­ren. Eine Kat­ze, die Schmerz zeigt, signa­li­siert Fress­fein­den, dass sie ein leich­tes Opfer ist. Die­ses instink­ti­ve Ver­hal­ten ist tief ver­wur­zelt.
Kat­zen fres­sen trotz star­ker Zahn­schmer­zen wei­ter, solan­ge es geht, denn Fut­ter­ver­wei­ge­rung bedeu­tet in der Natur den Tod. Dar­um darfst Du nie den­ken: „Sie frisst ja noch, also kann es nicht so schlimm sein.“ Die­ser Trug­schluss ist gefähr­lich.

Die Dia­gno­se von FORL

Wenn Du einen Ver­dacht hast, führt kein Weg am Tier­arzt vor­bei. Doch hier kommt die nächs­te Hür­de: FORL ist mit blo­ßem Auge im Anfangs- und Mit­tel­sta­di­um nicht dia­gnos­ti­zier­bar. Der Tier­arzt kann even­tu­ell Rötun­gen am Zahn­fleisch sehen oder mit einer Son­de Defek­te am Zahn­hals ertas­ten – was für die Kat­ze bereits sehr schmerz­haft ist.
Das Schmerz­zen­trum liegt aber unsicht­bar im Kie­fer­kno­chen. Die ein­zig zuver­läs­si­ge Metho­de zur Dia­gno­se von FORL ist das den­ta­le Rönt­gen. Hier­für muss die Kat­ze einer kur­zen Nar­ko­se unter­zo­gen wer­den.

Bei Verdacht auf FORL führt kein Weg am Tierarzt vorbei
Bei Ver­dacht auf FORL führt kein Weg am Tier­arzt vor­bei

Den­tal­rönt­gen als Gold­stan­dard

Beim Den­tal­rönt­gen wird jeder ein­zel­ne Zahn detail­liert unter­sucht. Nur auf die­sen Bil­dern kann der Tier­arzt das Aus­maß der Schä­di­gung an den Zahn­wur­zeln und im Inne­ren des Zahns erken­nen. Erst die­se Bil­der erlau­ben eine exak­te Dia­gno­se und die Pla­nung der not­wen­di­gen The­ra­pie.
Dr. Diet­mar Büche­ler, lei­ten­der Tier­arzt des Tier­ge­sund­heits­zen­trums Ove­r­ath und Exper­te für Tier­zahn­heil­kun­de, bestä­tigt, dass ohne den­ta­les Rönt­gen eine fach­ge­rech­te FORL-Behand­lung undenk­bar ist, da sonst befal­le­ne Zäh­ne über­se­hen wer­den.

Die Unter­schie­de – FORL Typ 1, Typ 2 und Typ 3

Die Rönt­gen­bil­der hel­fen auch bei der Klas­si­fi­zie­rung der Krank­heit. Bei Typ 1 ist der Zahn an sich betrof­fen, die Wur­zel ist aber noch intakt und der umlie­gen­de Kno­chen gesund. Bei Typ 2, der sehr häu­fig vor­kommt, ver­schmilzt die Zahn­wur­zel durch ent­zünd­li­che Pro­zes­se bereits mit dem Kie­fer­kno­chen. Der Kör­per ersetzt die Wur­zel qua­si durch Kno­chen­sub­stanz. Typ 3 ist eine Misch­form aus bei­dem. Die­se Unter­schei­dung ist ent­schei­dend für die chir­ur­gi­sche Tech­nik bei der Behand­lung.

Kon­se­quen­te The­ra­pie – die Behand­lung von FORL

Hat Dei­ne Kat­ze die Dia­gno­se FORL erhal­ten, gibt es lei­der kei­ne medi­ka­men­tö­se Lösung. Sal­ben oder Anti­bio­ti­ka kön­nen allen­falls beglei­ten­de Zahn­fleisch­ent­zün­dun­gen lin­dern, stop­pen aber nicht den Abbau der Zäh­ne. FORL ist nicht heil­bar im Sin­ne von „rück­gän­gig machen“. Die Läsio­nen schrei­ten unauf­halt­sam fort. Auch Fül­lun­gen, wie man sie von Kari­es beim Men­schen kennt, sind bei FORL nutz­los – die Zer­set­zung der Zahn­sub­stanz wür­de unter der Fül­lung ein­fach wei­ter­ge­hen.

Die Zahn­ex­trak­ti­on als Erlö­sung

Die ein­zig sinn­vol­le und nach­hal­ti­ge Behand­lung von FORL ist die Extrak­ti­on der betrof­fe­nen Zäh­ne. Das klingt für vie­le Kat­zen­hal­ter zunächst dra­ma­tisch, ist für das Tier aber eine wah­re Erlö­sung. Nur durch die Ent­fer­nung des gesam­ten Zahns inklu­si­ve der Wur­zel­res­te wird der Schmerz­herd voll­stän­dig besei­tigt.
Für das Tier­wohl ist die­ser Schritt unum­gäng­lich. Der schmerz­haf­te Reiz ver­schwin­det, und der Kör­per kann hei­len. Bei Zäh­nen von Typ 2 ist die Extrak­ti­on chir­ur­gisch anspruchs­voll, da die mit dem Kno­chen ver­wach­se­ne Wur­zel sorg­fäl­tig abge­tra­gen wer­den muss.

Das Leben nach der Extrak­ti­on – Fres­sen ohne Zäh­ne?

Die Sor­ge, wie eine Kat­ze ohne Zäh­ne fres­sen soll, ist groß, aber unbe­grün­det. Kat­zen sind erstaun­lich anpas­sungs­fä­hig. Selbst Kat­zen, denen alle Zäh­ne ent­fernt wer­den muss­ten, kom­men her­vor­ra­gend zurecht. Sie ler­nen schnell, Nass­fut­ter ein­fach abzu­le­cken.
Vie­le fres­sen sogar wei­ter­hin Tro­cken­fut­ter, indem sie es mit dem Gau­men zer­drü­cken oder im Gan­zen schlu­cken. Der Gewinn an Lebens­qua­li­tät durch Schmerz­frei­heit ist immens. Vie­le Hal­ter berich­ten, ihre Kat­ze sei nach der Zahn­sa­nie­rung wie aus­ge­wech­selt: ver­spiel­ter, ver­schmus­ter und akti­ver als je zuvor.

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Pro­gno­se und Vor­sor­ge – was Du tun kannst

Die Pro­gno­se nach einer voll­stän­di­gen Extrak­ti­on der befal­le­nen Zäh­ne ist her­vor­ra­gend. Die Kat­ze ist ihre Schmer­zen los. Lei­der ist FORL eine der Krank­hei­ten bei Haus­kat­zen, der man kaum vor­beu­gen kann, da die genau­en Ursa­chen unklar sind. Eine gute Maul­hy­gie­ne und regel­mä­ßi­ge Kon­trol­len sind jedoch wich­tig.

Was Du tun kannst, um Dei­ner Kat­ze Leid zu erspa­ren:

  • Regel­mä­ßi­ge Kon­trol­le: Lass Dei­ne Kat­ze jähr­lich beim Tier­arzt durch­che­cken, inklu­si­ve einer genau­en Inspek­ti­on der Maul­höh­le.
  • Den­tal­rönt­gen bei Ver­dacht: Bestehe bei Anzei­chen von Schmer­zen oder Zahn­pro­ble­men auf dem Den­tal­rönt­gen unter Nar­ko­se.

Dr. Diet­mar Büche­ler rät: „Eine früh­zei­ti­ge Dia­gno­se durch zahn­ärzt­li­ches Rönt­gen ist der Schlüs­sel. Wir kön­nen den Schmerz stop­pen, bevor die Kat­ze mona­te- oder jah­re­lang lei­det. Die moder­ne Nar­ko­se ist sehr sicher, und der Ein­griff schenkt dem Tier ein neu­es Leben.“

Fazit – ein schmerz­frei­es Leben für Dei­ne Kat­ze

FORL ist eine erns­te und äußerst schmerz­haf­te Erkran­kung, von der sehr vie­le Kat­zen betrof­fen sind. Da die Sym­pto­me sich nur sub­til bemerk­bar machen, bleibt sie häu­fig viel zu lan­ge unent­deckt. Als ver­ant­wor­tungs­vol­ler Hal­terin ist es daher Dei­ne Auf­ga­be, auf kleins­te Ver­än­de­run­gen im Ver­hal­ten oder bei der Fut­ter­auf­nah­me zu ach­ten.
Eine siche­re Dia­gno­se erfor­dert zwin­gend ein zahn­ärzt­li­ches Rönt­gen­bild, das unter Nar­ko­se erstellt wird. Die Extrak­ti­on der betrof­fe­nen Zäh­ne ist zwar ein dras­ti­scher Schritt, aber sie ist der ein­zi­ge Weg, um Dei­ner Kat­ze dau­er­haft die Schmer­zen zu neh­men und ihr wie­der ein unbe­schwer­tes Leben zu schen­ken.

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Christina Williger

Christina Williger
Ernährungsberaterin für Hunde & Katzen, Gründerin

Im Laufe meines Lebens hatte (und habe) ich schon unzählige Haustiere. Zudem war ich fast 20 Jahre lang im Pferdesport sowie im Hundesport aktiv. Meine Tierliebe veranlasste mich dazu, als Bloggerin & Autorin im Heimtierbereich tätig zu werden und meine langjährigen Erfahrungen und mein umfangreiches Wissen über Tiere mit anderen zu teilen. Inspiriert durch die gesundheitlichen Herausforderungen meines Hundes Aragon habe ich mich außerdem zur zertifizierten Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen weitergebildet. Mit meinen Büchern und Blogs möchte ich das Bewusstsein für die Bedürfnisse unserer Haustiere schärfen, deren Lebensqualität nachhaltig verbessern und so zu einem harmonischeren Zusammenleben von Mensch und Tier beitragen.